Repertorium - Übersicht
 
 
   
Honeysuckle - Geißblatt
Schlüssel: Sehnsucht nach der Vergangenheit
Schwelgen in angenehmen Erinnerungen an früher
kommt in Gesprächen immer wieder auf die "gute alte Zeit" zurück
Vergangenheit wird glorifiziert
beginnt Sätze oft mit: "Das waren noch Zeiten, als ..."
lebt mehr in der Vergangenheit als im Hier und Jetzt
zeigt wenig Interesse an der Gegenwart
Vergangenheitsorientiertheit, Nostalgie, Heimweh
Dr. Bach schrieb über Honeysuckle: "Diese Arznei soll alle Gedanken des Bedauerns und Kummers über die Vergangenheit aus dem Gemüt nehmen, allen Einflüssen, allen Wünschen und Sehnsüchten der Vergangenheit entgegenwirken und uns zurück in die Gegenwart bringen. Das Leben in der Vergangenheit kommt als Gemütszustand nicht nur bei alten Menschen vor - auch wenn es ganz natürlich ist, daß ihre Gedanken zu den angenehmen Erinnerungen an frühere Jahre zurückwandern und an die Freunde und Erlebnisse der Jugend." Dieser Gemütszustand ist auch beim heimweh-gerührten Kind in den ersten Schultagen oder der ersten Zeit fern vom Elternhaus zu sehen, wenn die Gedanken in die Vergangenheit schweifen, auch wenn diese Vergangenheit zeitlich noch gar nicht weit zurückliegt. Immer, wenn es eine unglückliche Phase erlebt, neigt das Gemüt dazu, sich zurück an einen verlorenen Freund, ein vergangenes Glück oder frühere, nicht in Erfüllung gegangene Pläne zu erinnern. Unter solchen Umständen kann der einzelne das Interesse an der Gegenwart verlieren und gibt sich vielleicht gar keine Mühe, sich deren Problemen zu stellen. Der Körper muß allein zusehen, wie er mit der Gegenwart zurechtkommt, während das Gemüt die Vergangenheit wiedererlebt und keinen Beitrag zum Wohlbefinden des Körpers leistet. So kommt es zu einem unharmonischen Zustand der Fast-Stagnation, einer merklichen Verlangsamung im Fluß der wesentlichen Lebenskräfte. Als 'Erstarrungszustand von Lots Frau' ist er schon treffend charakterisiert worden: Das Gemüt blickt zurück voll Angst, Sehnsucht oder Traurigkeit, während der Körper vom Feuer der Gegenwart verzehrt wird und versteinert bleibt gegenüber dem Leben, das vor ihm liegt. Ein typisches Beispiel für diese Haltung ist der Soldat, der nach dem Krieg unter Nervosität, Niedergeschlagenheit und Panikzuständen litt, weil er seine Erlebnisse in der Schlacht von Kreta nicht vergessen konnte. Oder die Patientin, die sagte: "Als mein Mann starb, ist auch eine Hälfte von mir gestorben." Honeysuckle wurde auch bei nostalgischer Sehnsucht nach etwas Vergangenem verordnet: Eine Patientin schrieb: "Wir sind in eine andere Gegend umgezogen. Ach, ich wünschte, wir hätten es nie getan! Jetzt weiß ich, daß ich so glücklich war, wo wir früher wohnten!" Es gibt eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Honeysuckle- und Clematis Typen, die beide nicht ganz im Hier und Jetzt leben: Clematis ist ein eher verträumter Gemütszustand, der auf eine bessere Zukunft hofft, während Honeysuckle in der Vergangenheit lebt und für Gegenwart und Zukunft nur pessimistische Aussichten übrig hat.

Der positive Aspekt von Honeysuckle zeigt sich deutlich bei jenen Menschen, die die aus Erlebnissen in der Vergangenheit erfahrene Lektion im Sinne behalten, dem Erlebnis von damals jedoch erlauben, der Vergessenheit anheimzufallen.
 
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